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#100 TONTO - Info  
#50 CD29: KAUDERS Games  
#41 CD3, CD5: schrebergaertner-trilogie  
#39 CD10: reMI - Geist der Utopie  
#38 CD6: ATOLL K.  
#37 CD9: IF YOU DIG SYD, DIG FOR SYD  
#36 CD4: coop mopedlive-elektronik / improvisation;  
#35 CD8: dipl ing  
#34 CD7: a roomfull of shoes  
#11 CD12 LALELOO: Same  
#10 CD14 MATH/ZEININGER: Tempest   ->
#9 CD15 REFLECTOR: Flugangst  
#8 CD16 COOP: Lemke  
#7 CD18 LEPENIK: Treatments  
#6 CD19 POSCH: Triest!  
#5 CD20 reMI: Treatments  
#4 CD21 CODE INCONNU: Abgesang  
#3 CD24 EMANUEL FRAKT: Kekkoushougai  
#2 CD28 OGIERMANN  
#1 CD23 reMI: Error_04  

CD14 MATH/ZEININGER: Tempest

Author: collectiv
Datum: 2001/02/05 22:00:00 GMT+1

In der Sendung "Kunst Heute" vom 8.1.1978 spricht Ernst Caramelle über das
Audiokassetten-Multiple "SOUND.Multiple Nr.6", eine Edition mit Beiträgen von
ihm selbst und von Freunden. Er verwendet das Medium Tonbandkassette als
Mittel zur "Verweigerung der Vermarktbarkeit" - die Arbeiten werden abseits
von kommerziellen Institutionen verbreitet und publiziert. Die Verweigerung
der Vermarktbarkeit, die Verweigerung eines verkaufbaren Endproduktes und
somit die Entmaterialisierung sei eine Taktik zur Erhaltung der künstlerischen
Autonomie - einer der vielen Wege, wie sie im Dada, im Fluxus etc. gegangen wurden.
Der Weg in die Entmaterialisierung führt immer wieder durch verschiedene
Metamorphosen (vom Objekt zum Klang, in den radiophonen Raum, zur Aktion, in
den elektronischen Raum, in den Cyberspace), als wäre er ein Fluchtweg.
TEMPEST ist ein neuerlicher Versuch der Entmaterialisierung. Das Mittel dazu
ist die Übersetzung von Bild in Klang. Alle hörbaren Ereignisse sind aus
visuellen Objekten - in diesem Fall Computergraphiken - entstanden. Zur
Übersetzung wendeten wir verschiedene Techniken an: Einerseits eine direkte
Ausgabe der Bitmuster über die Soundkarte (dem Computer ist es egal, ob er es
mit Bildern oder Klängen zu tun hat, es ist nur eine Frage der Ein- und
Ausgabe, somit der Interpretation), andererseits durch das "Abhören" der
Datenströme und der durch diese produzierten elektromagnetischen Felder um
Computer und Monitor durch ein Mittelwellen-Radio.

Jeder elektronische Datenstrom produziert ein elektromagnetisches Feld, das
mit geeigneten Mitteln auch für Dritte abhörbar ist. Dieses Phänomen wird auch
als Abhörtechnik ("TEMPEST") in der Spionage genutzt.
Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nicht darauf, Codes zu entziffern, d.h.
eine eindeutige Bedeutung dieser Codes festzulegen, sondern sie in ihrer
Vieldeutigkeit bzw. Undeutbarkeit zu belassen - die Hörerin bekommt keine
Bilder bzw. Lösungen, sondern erzeugt sich diese Bilder selbst. Das Produkt
ist nicht das Klangereignis an sich, sondern die Ereignisse, die beim Hören
als synästhetische Artefakte im Bewusstsein entstehen: Multimedia ist hier
nicht die einmalige, bzw. eindeutige Koppelung von Bild- und Klangereignissen
(wie im Film, Musikvideo oder auf CD-ROM). Der Klang wird vielmehr zum Träger
von optischen Ereignissen. Das Radio wird zum Bilderzeuger, definiert sich
also neu als visuell/akustisches Medium.

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